Bach renaturieren, Bürger ignorieren? Ärger um Baupläne der Stadt
Die Anwohner am Teutonenweg, deren Grundstücke sozusagen am Ufer des Hemelter Bachs grenzen, sind verärgert. Eine Woche vor Pfingsten haben sie aus der Zeitung erfahren, dass die Bauarb
eiten zur Renaturierung des Hemelter Bachs bereits nach Pfingsten beginnen und sich ebenfalls über den nördlichen Teil des Bachs erstrecken sollen. Bisher war allen nur bekannt, dass aufgrund der neu erschlossenen Grundstücke auf der Straße „Zur Heide“ ein Retentionsbecken und ein Waldausgleich i
m südlichen Bereich entstehen sollen. Im nördlichen Bereich ist nun vorgesehen, den Flusslauf des Hemelter Bachs zu verändern und bis auf wenige Meter an die vorhandene Wohnbebauung heranzuführen.
„Niemand hat mit uns konkret darüber gesprochen und wir werden jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt“, sagte Silke Flege, die sich im Auftrag der Anwohner an die Bürger für Rheine (BfR) gewendet und dort um Rat gebeten hat. So kam es nun vor wenigen Tagen zu einem Ortstermin mit den Anwohnern und dem Vorsitzenden der BfR, Heinz-Jürgen Wisselmann, sowie BfR-Ratsmitglied Detlef Weßling.
Auch Tanja und Tobias Flunkert, ebenfalls direkte Anwohner, haben bei der nun bevorstehenden Baumaßnahme kein gutes Gefühl. „Viele von uns haben der Verwaltung dazu immer wieder viele Fragen gestellt, doch konkrete Antworten haben wir nicht erhalten. Wir haben uns schon gewundert, dass auf einmal alte Bäume am Bach gefällt wurden, die dort seit Jahrzehnten gestanden haben“, ärgert sich Tanja Flunkert über die in ihren Augen völlig unzureichende Kommunikation und Information aus dem Rheiner Rathaus.
Und auch Nachbarin Silke Heisterborg machte ihrem Ärger richtig Luft und sparte dabei nicht mit Kritik: „Warum hat man nicht mit uns darüber gesprochen und warum dürfen wir hier nicht mitreden? Über eine kurze Informationsveranstaltung zu diesem Thema hätten wir uns alle sehr gefreut, und vielleicht hätte man uns dann so manche Bedenken nehmen können“, sagte sie.
Dass die Anwohner im wahrsten Sinne des Wortes nicht wissen, woran sie sind, verdeutlichte Ilona Thomann. Sie wies darauf hin, dass alle Häuser direkt am neu geplanten Verlauf des Hemelter Bachs angrenzen. „Befinden wir uns bei möglichem Hochwasser nun in einem Überschwemmungsgebiet und müssen wir in einem solchen Fall vielleicht unsere Häuser entsprechend sichern? Genau dies würden wir alle sehr gerne wissen“, so die Anwohnerin.
Kein Verständnis für die Vorgehensweise der Verwaltung hatte zudem Holger Flege und verwies dabei auf den Leitfaden des Umweltbundesamtes zur Renaturierung von Flächen. „Scheinbar ist dieser Leitfaden bei der Stadtverwaltung wohl nicht bekannt, denn darin ist klar und deutlich zu lesen, dass bei solchen Planungen und Maßnahmen die betroffenen Menschen auf Augenhöhe eng mit einbezogen werden sollen“, brachte er seinen Unmut zum Ausdruck.
Aus großer Enttäuschung darüber, dass die Technischen Betriebe der Stadt Rheine keine konkreten Informationen über die geplanten Maßnahmen und die Auswirkungen auf die Wohnhäuser zur Verfügung stellten, haben die Anwohner inzwischen einen Fachanwalt für Verwaltungsrecht einschalten müssen, der sie nun auch über ihre Rechte und Möglichkeiten berät.
Der Grundwasserspiegel liegt in diesem Bereich zwischen 0,60 und 1,40 m. Durch den neuen, mäandrischen Bachverlauf wird er vermutlich weiter ansteigen.
BfR-Vorsitzender Heinz-Jürgen Wisselmann und Ratsmitglied Detlef Weßling waren sichtlich überrascht über die harte Kritik der Anwohner gegenüber der Stadtverwaltung. „Wir würden gerne wissen wollen, was da genau schiefgelaufen ist, denn wenn dies alles wirklich so stimmen sollte, dann ergeben sich auch für uns so einige Fragen“, sagten die beiden Kommunalpolitiker. Beide Seiten waren sich einig, dass hier offenbar Klärungsbedarf besteht.
Heinz-Jürgen Wisselmann zeigte für so eine Art des Umgangs mit den Bürgern ebenfalls kein Verständnis und konnte die Sorgen der Anwohner gut nachvollziehen, denn Grundwasserschäden können erhebliche Wertminderungen für eine Immobilie verursachen – angefangen bei Schäden am Mauerwerk bis hin zu gesundheitsgefährdender Schimmelbildung.
Daher wurde vereinbart, im engen Kontakt zu bleiben und sich über die weitere Entwicklung auszutauschen.